Vom ARPANET zum INTERNET

Zwischen Pentagon und CERN entsteht das Weltnetz

Viele Dinge, die uns heute alltäglich Erscheinen, haben ihren Ursprung dort wo man es am wenigsten vermuten würde: Dem Militär. Neutral betrachtet lässt sich sagen: Kaum ein anderer Bereich der menschlichen Zivilisation hat zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte immer wieder neue Entwicklungsimpulse ausgelöst, als das Streben nach der Überlegenheit über andere.

Oftmals sind die Entwicklungen Erfindungen aus der Not oder dem Bedarf heraus, um effiziente Lösungen für bestehende Probleme zu finden: Die Erbswurst als Vorläufer der ersten Fertigsuppen zum Beispiel, die für die Versorgung des preußischen Heeres im Feld diente. Der bemannte Flug zum Mond wäre ohne die deutsche Raketenforschung des 2. Weltkrieges undenkbar ja selbst moderne Strahltriebwerke erlebten ihre Entwicklung und Bewährung in Kriegszeiten und so verwundert es kaum, das sich auch die Wurzeln des Internets, wie wir es heute kennen, im Militär finden.

Das Ur-Netzwerk: Ein Forschungsnetzwerk für Universitäten mit militärischen Forschungsprojekten

Es war im Jahr 1969, inmitten des kalten Krieges der Supermächte, als nach mehrmaliger Ablehnung durch das Pentagon die Entwicklung eines dezentral organisierten Netzwerkes das Ziel, um für die Verteidigungsbehörden forschende Universitäten miteinander zu verbinden, genehmigt wurde und man begann mit der Umsetzung des Ur-Internets.

Der gewünschte Effekt der Entwicklung war die effizientere Nutzung der Rechenkapazitäten der die Großrechner der vier Universitäten der ersten Stunde, welche zum damaligen Zeitpunkt sehr knapp bemessen war. Weit verbreitet ist jedoch die urbane Legende, dass die Entwicklung angestoßen wurde um im Falle eines atomaren Schlagabtauschs dezentral operativ gebliebene Militärstandorte miteinander zu verbinden. Dies ist nicht der Fall, wenngleich man mit der Inbetriebnahme des sogenannten MILNET als vom ARPANET getrennten Netzwerk nach ähnlicher Funktionsweise von einem Aufnehmen der Idee einer solchen Datenübertragungsplattformen sprechen kann.

Ein echtes Kind des kalten Krieges – Effiziente Kapazitätennutzung der angeschlossenen Großrechner

Der Grundstein für das Internet war gelegt. Sein Name: „Advanced Research Projects Agency Network“, kurzum ARPANET. Zum Aufbau der Verbindungen zwischen den Universitäten wurde auf das zivile Telefonnetz zurückgegriffen. Dies vermied den kostenintensiven Aufbau einer eigenständigen Netzwerkinfrastruktur und erlaubte eine schnelle Entwicklung und Inbetriebnahme des Forschungsnetzwerke, da die Verbindungen bereits vorhanden waren. Es war nur noch notwendig die technischen Schnittstellen einer Übertragung von Daten mittels einer Telefonverbindung zu schaffen. Im Zuge dieser Entwicklung legten die beteiligten Forscher die bis heute gültigen Grundlagen der digitalen Datenübertragung fest.

Bereits das ursprüngliche Netzwerk wies die Grundzüge des heute betriebenen Internets auf. In der Folgezeit wurden die Grundlagen des Datenaustauschs geschaffen, von der Inbetriebnahme der ersten vier Knotenpunkte in 1979 über die Entwicklung von FTP und Telnet, das noch heute verwendete TCP/IP (Transfer Control Protocol / Internet Protocol) im Jahr 1983, welches im ARPANET die Aufgaben des NCP (Network Control Program) übernahm. 1984 wurde das Domain Name System einführt und verband nun rund 1000 Rechner. Und viele Entwicklungen folgten, oder wurden dazwischen eingeführt.

Seit der Verwendung von TCP/IP bildete sich zudem die Verwendung des Begriffes „Internet“ heraus. Mit der Einleitung der Abschaltung des ARPANET im Jahr 1989 und der Freigabe der Technologie für den zivilen und kommerziellen Gebrauch im Jahr darauf, gilt das Jahr 1990 als Geburtsstunde des Internets.

Mit der kommerziellen Nutzung beginnt der Ausbau der Infrastruktur des Internets

Mit diesem Schritt setzte der Ausbau der technischen Infrastruktur des Internets umgehend durch private Telekommunikationsdienstleister ein die ihrerseits sogenannte Providernetzwerke aufbauten, um langfristige Kapazitäten für Datentransfer zu schaffen. Die bisher ausschließlich für militärische und wissenschaftlich-universitär ausgerichtete Nutzung bot zwar ein Netzwerk zwischen den angebundenen Standorten, jedoch fehlte ein tragfähiges Netzwerk aus Einwahl-Knotenpunkten und Backbone-Architekturen in der Fläche des Landes.

Zum Vergleich: Waren 1981 bei einer Messung gerade einmal 200 Hosts, also verbundene Rechner am Internet angebunden, so waren es 1990 bereits 313.000 Hosts, 1995 mehr als 6 Millionen und für 2011 stellte man die Anzahl Hosts von 850 Millionen fest.

Bis hierhin ist das Internet lediglich eine dezentral organisierte Netzwerkarchitektur, das Mittels unterschiedlicher Übertragungsprotokolle in der Lage ist, Daten zwischen allen, am Internet angebundenen Geräten, auszutauschen. Genutzte Dienste waren vor allem Telnet-Zugriffe auf Server und Mainframes und die Datenübertragung per FTP (File Transfer Protocol). Die größte Datenmenge jedoch macht, schon von Anfang an der Email-Verkehr aus. Dieser übertrifft bereits vor der Öffnung für den Zivilmarkt alle anderen Formen von Datenübertragungen in der übertragenen Datenmenge.

Erst Hypertext und World Wide Web bescheren dem Internet den Durchbruch

Die Etablierung des Internets erfolgte, als sich die Idee des WWW durchsetzte, welches am Schweizer CERN von Tim Berners-Lee entwickelt wurde, einem Übertragungsprotokoll für, miteinander verlinkte, auf Hypertext basierende Dokumente, welches bis heute als HTTP (Hypertext Transfer Protocol) bekannt geworden ist. Mit dem Erfolg des ersten grafischen Webbrowsers für Hypertext-Dokumente, namens Mosaic, der Definition von HTML 1.0 und dem zusammenkommen des W3C-Konsortiums entwickelte sich das Internet binnen weniger Jahre zu der Erscheinungsform, wie wir sie heute wahrnehmen.

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