Bleibt alles anders?

Eine kritische Betrachtung der neuen Update-Politik von Google

Im Zuge des Penguin genannten Updates der Suchmaschine Google sind viele Neuerungen in die Darstellung von Suchergebnissen auf den SERPs ersichtlich geworden. Was im Changelog des Suchmaschinenriesen zunächst lapidar als „regionale Anpassung von Suchergebnissen“ daher kommt, hat sich in der Praxis innerhalb der letzten Wochen als schwerwiegender als erwartet auf das Nutzererlebnis der Anwender ausgewirkt. Ebenso beklagen SEO-Professionals die schwankenden Resultate der Google Suche und die damit verbundenen Schwankungen in der häufig vom Kunden erwünschten Leistungsnachweise durch Ranking-Statistiken.

Der Impact der neuen Regeln, nach denen die Suchmaschinen-Ergebnisseiten von Google generiert werden, hat sich noch nicht zu seinem vollen Potential gezeigt, da die Umgliederung der Darstellungsform und der damit verbundenen Neubewertung der von den Google Crawlern erfassten Webseiten noch nicht abgeschlossen ist und wie man in den stetig anders dargestellten Results erkennen kann, wird hier offensichtlich am lebendigen Objekt live mit Mini-Hotfixes die neuen Algorithmen rekalibriert, was den Suchmaschinenoptimierern der SEO-Branche zur Zeit das Leben schwer macht.

Offensichtlichste Änderung in der Darstellung und Ausgabe der SERP ist die Lokalisierung der Suchergebnisse: Wer heute in Wuppertal und Köln nach dem selben Begriff googelt, wird feststellen dass die Resultate seiner Google Suche unterschiedlich ausfallen. Durch die mangelnde Optimierung der Webseiten lokaler Händler läuft diese Initiative, neben den Großhändlern auch kleinere Business-Formen in die SERPs zu bringen, zunächst in die Leere, während die Großhändler wie Amazon hingegen weiterhin mit Leichtigkeit auf diese Änderungen reagiert haben und ihre Optimierung mit ebenfalls lokalisierten Unterseiten versehen haben und so weiter die Top-Rankings belegen.

Weiter haben sich skurrile Vereinfachungen im Testversuch gezeigt: Die Begrenzung der in den SERPs dargestellten verschiedenen lokalisierten Webseiten wurde massiv reduziert und auf Wirtschafts- und Unionsräume, bis zur Größenordnung von Kontinenten und Subkontinenten in Ergebniskategorien zusammengefasst. Das bedeutet: Ein international versendender Händler oder Hersteller kann, wenn noch zuvor durch mühsam Aufgebaute Pagerankings und Optimierung seines Angebotes in der organischen Google Suche mit fehlendem Hinweis im Suchbegriff vollkommen aus dem Resultat eines Nutzers fallen, wenn dessen geografische Herkunft in einem anderen von Google definierten Bereich liegt. Das schränkt nicht nur SEO-Agents in ihrem Handeln bei der OnPage-Optimierung ein sondern belastet diesen Bereich zumindest über die Bürde durch die massive Optimierung auf künftige regionale Zielgebiete für den Absatz und das Anbieten und etablieren der Kundenmarke. Die Reichweite kommender Google Suchen werden massiv abnehmen und erregen damit bereits in der Theorie großen Unmut.

Gleichzeitig führen scharf umrandete Suchbegriffe nach populären Angeboten oder Marken und Produkten sehr häufig über die ersten Ergebnis-Seiten schlichtweg auf die Angebote der jeweiligen Anbieter. Das kann bedeuten, dass die Suche, z.B. nach einem großen Telekommunikationsanbieter dazu führen kann, das nicht mehr, wie zu früheren Versionen der Suchmaschine, möglichst viele unterschiedliche Suchergebnisse von unterschiedlichen Domains und TLD sowie kategorisierten Präsentationsformen wie Blogs und Foren in die SERP eingebunden werden, sondern so das faktische Resultat der Nutzersuche darauf hinausläuft dass Google schlichtweg sich zu einem Register der PR-Darstellung der Unternehmen entwickelt, statt weiterhin kritische und unabhängige Angebote in seine Suchergebnisse mit zu integrieren, die geringere Popularität aufweisen, wohl aber konkrete Themenrelevanz besitzen.

Weiterhin treibt die Update-Politik des uneingeschränkten Marktführers weitere Blüten: Die hauseigenen Produkte von Google und ihrer Schwesterunternehmen werden mehr und mehr in den Vordergrund gerückt. War die Einbindung von Google Maps in die Suchergebnisse für Lokalitäten noch sehr nah am Puls des Bedürfnisses und mit dem Sinn der Weiterentwicklung erfüllt, ist es heute schwer, nach Google Shopping, der Bildersuche oder schlichtweg dem +1-Button von Google auszuweichen. Hinsichtlich der Neutralität entwickelt der Konzern hier ein kritisches Eigenleben, der mit der hier beschriebenen Manipulation der Suchergebnisse und der geografisch bedingten Darstellung auf lange Sicht von einem freien Internet eher zu einem „Closed Net“ führen könnte, gebrandet mit dem Logo des Suchmaschinenkonzerns und der damit totalen Erfassung aller Nutzerdaten – die Krux, die man von frühester Stunde befürchtet hatte – und welche dann auch konkret gegen das Schaffen der Suchmaschinenoptimierer führt, denn: Die von für Suchmaschinen optimierten Webseiten fakturierten Informationen würden so langfristig durch die Ergebnisse der Auswertung von Protokollen aus den „sozialen“ Elementen aus den Google Plus Accounts der Kunden raffiniert.

In früheren Zeiten stand der Pinguin als Wappentier des Betriebssystem Linux stets für offene und technische Neuerungen, jedoch ist der Pinguin, der Google seinen Kunden und auch den gewerbetreibenden Professionals im Bereich der Suchmaschinenoptimierung und des Suchmaschinenmarketings eher ein schwarzes Schaf, als ein possierlicher Pinguin, denn schon bei der ethischen Frage nach einer Vorselektion von Suchergebnissen stößt der ambitionierte Nutzer des Internets auf schwerwiegende Fragen, die nach der Neutralität des Netzes und der Suchmaschinen, wenn es eine solche Freiheit im weitesten Sinne jemals in der Google Suche gegeben hat große Fragezeichen stehen lassen.

Als vorläufiges Fazit bleibt also: Die Diversität des Internets scheint zur Zeit stark gefährdet zu sein und wir verfolgen diese Entwicklung vorerst gespannt, da die erwähnten Hotfixes an den Suchalgorithmen zumindest von technischer Seite davon Zeugen, dass zur Zeit nicht alles so läuft, wie Gedacht. Es bleibt zu Hoffen, das Google seinem Grundsatz „Don’t be evil“ treu bleibt und nicht die sich andeutende, der Kritik würdigen, Änderungen weiter hinter verniedlichenden Projektnamen zu verbergen sucht.

Keine Kommentare möglich.